„Jedem Anfang liegt ein Zauber inne.“ Aber manchmal auch eine gewisse bleierne Schwere. Wenn auch – wie in diesem Fall – eine positive. Denn wann, wo und wie soll ich mit diesem Conbericht zum „Con der langen Schatten“ 2023 denn bitte loslegen, wenn doch auf der Veranstaltung diesmal so viel passiert ist, dass ich gar nicht weiß, mit was ich anfangen soll? Aber es wird schon irgendwie klappen.
Nachdem wir uns ja in 2022 nach der Zwangspause durch die vermaledeite Pandemie erstmals wieder zu unserem mehrtägigen Spiele-Spektakel (samt vieler durchwachter Nächte angefüllt mit dem angenehmen Klang von klappenden Würfeln, raschelnder Karten und dem leisen Geschiebe diverser Pappcountern sowie von Plastikfiguren) treffen konnten, war zweifelsfrei klar, dass wir uns erneut im urgemütlich-abgenudelten Thomas Morus-Haus in Ettenbeuren zusammenfinden wollten. Und nachdem wir einige offene Fragen unter Beteiligung der TeilnehmerInnen geklärt haben, steht der Termin für das kommende Jahr ebenfalls bereits fest: Dann treffen wir SpielerInnen vom Mittwoch, den 20. November, bis Sonntag, den 24. November 2024 wieder zusamm'. Um Mitternacht, am Brückendamm! Da mittlerweile öfter bemängelt wurde, dass der Montag als letzter Contag einfach für zu viele total unpassend wäre, haben wir diesbezüglich reagiert und diesen Umstand kurzerhand geändert.
Nochmal kurz zurück zu diesem ominösen „Anfangs“-Sprichwort: Denn auf dem Event im kommenden Jahr, das unter dem bezeichnenden Motto „Das Moddermonster tanzt!“ steht, schlagen wir gemeinsam eine Brücke zu meinen Anfängen in der RPG-Szene, bei denen ja das Regelwerk „Mächte, Mythen, Moddermonster“ eine entscheidende Rolle spielte. Manche munkeln, die Arbeit an diesem epochalen Rollenspiel hätte sogar meine Entscheidung, welche Ausbildung ich als junger Hüpfer (ja, ich war mal jung) beginnen sollte, maßgeblich beeinflusst … Und natürlich wird es entsprechend einige Programmpunkte geben, die ganz im Zeichen des Moddermonsters stehen – mindestens eine ganz und gar modderige Rollenspielrunde eingeschlossen.
Und jetzt endlich genug von diesem nostalgischen Gefasel und zurück zum eigentlichen Anfang des diesjährigen „Con der langen Schatten“. Schon lange im Vorfeld der Veranstaltung hatte ich wie üblich damit begonnen, jede Menge Material für die Welcome Packages der TeilnehmerInnen ebenso wie die Spiele-Tombola zu bunkern. Und ich denke, beides konnte sich auch diesmal durchaus wieder sehen lassen, selbst wenn dies bedeutete, dass ich eigentlich fast den ganzen Donnerstagabend damit beschäftigt war, Papiertüten vollzustopfen und die Tombola-Preise auf sich bedrohlich durchbiegenden Tischen gar wunderhübsch zu drapieren. Und der Loot tat gut! In diesem Jahr hatten wir nämlich sehr viel Material – gerade von kleineren und hoch motivierten Verlagen wie z. B. „Donnerhaus“, „Redaktion Phantastik“ oder „System Matters“ – erhalten, mit denen ich eifrig die Welcome Packages bestückte. Darunter allein vier Schnellstarthefte („Mausritter“, „Shadowrun“, „Midgard“ und „Cthulhu“), die RPG-“Anfängerfibel“, diverse Lesezeichen sowie natürlich ne gefühlte Tonne an Flyern und Prospekten.
Aber auch der „Zauberfeder Verlag“ unterstützte uns dankenswerterweise erneut mit einer Ausgabe des Magazins „LARPZeit“ sowie der aktuellen Ausgabe der „Zauberwelten“, „Pegasus“ ließ uns neben Preisen für die Tombola den neuen „Ringboten“ zukommen. Ich möchte an dieser Stelle aber vor allem Aşkın Hayat Doğan und Julia Knobloch hervorheben. Ask schickte auf eigene Rechnung den Roman „Euphoria City“ und Julia stattete das Welcome Package mit dem – von ihr geschriebenen – „FHTAGN“-Abenteuer „Zur Geometrie der Welt“ aus. Herzlichen Dank dafür.
Ganz besonders stolz war ich natürlich auf die bislang umfangreichste Erweiterung des kostenlosen „RABENSCHNABEL“-Regelwerks, das alle TeilnehmerInnen in gedruckter Form mitnehmen konnten, sowie den neuesten „Schnutenbach“-Abenteuerband „Die Brut des Bösen“. Der „Mantikore Verlag ließ sich ebenfalls nicht gerade lumpen und packte den seitenstarken SF-Roman „Arrival: Die Ankunft“ obendrauf. Als letztes kleines Sahnehäubchen gab es wie jedes Jahr den traditionellen Con-Button (mit einer zuckersüßen Drachen-Illustration von Katja) und diesmal ein Lesezeichen mit dem unverkennbaren Konterfei des Moddermonsters. So war also eigentlich für jeden etwas in dieser fantastischen Wundertüte vorhanden.
Bei den Tombolapreisen tat sich ebenfalls erneut vor allem der Mantikore Verlag hervor, aber ebenso Spiele- und Buchautoren wie Jens Schumacher und Mario Steinmetz, die gerne einige ihrer Werke in signierter Form stifteten. Dirk van den Boom (Mann, Mysterium, Mythos), ein wahrer Titan aus frühesten Fandomtagen, gönnte uns ebenfalls einen ganzen Schwung seiner SF-Romane. Der „CDLS Super-Preis“ war dann aber doch zweifellos die üppig befüllte „Jannasaras Kartentasche“ von „Donnerhaus“. Potzblitz! Alle Sponsoren kann ich an dieser Stelle aber leider gar nicht aufführen (sonst wird der Conbericht nämlich noch sehr viel länger), aber in jedem Fall: Vielen Dank für die Unterstützung, die Sachen landen definitiv in den richtigen Händen.
Als ganz besonders peinlich empfand ich in diesem Zusammenhang erneut die extrem traurige Tatsache, dass Ulisses mittlerweile ja allen Ernstes seit einigen Jahren ganz offiziell die Einstellung vertritt, dass „kleine“ Conventions nicht mehr von ihnen unterstützt werden. Heißt für mich natürlich, dass dort offensichtlich die bedauerliche Meinung „Masse statt Klasse“ vorzuherrschen scheint … Aber na ja, was will man auch von einem Verlag erwarten, dessen selbstverliebter Chef sich auf der Spielemesse Essen 2012 ziemlich herablassend über den Namen meiner Dorfbeschreibung geäußert hat? „So kann man ein Produkt nicht nennen, das verkauft sich nicht ...“ Und sollte ein – zumindest in der RPG-Nische – doch recht großer Verlag, wie es „Ulisses“ nun einmal ist, nicht gerade die kleineren Events supporten? Aber das machen sie generell nicht, nicht mal mit Schnellstartern, bei denen es ja nun echt keinerlei Rolle spielt, ob sie auf einer großen Con oder einem eher familiären Event wie dem CDLS verteilt werden? Shame on you!
Übrigens war das bewährte Congebäude in Ettenbeuren diesmal ebenso prall gefüllt wie die Welcome Packages, es gab erstmals sogar eine kleine Überbelegung (man erinnere sich an die „gute alte Zeit“, als in allen Zimmern so gut wie immer noch zusätzliche Gäste reingequetscht wurden), ehe einige TeilnehmerInnen kurzfristig absagten. So kam es, dass am Wochenende schlussendlich so gut wie kein Bett unbelegt blieb und wir entsprechend viele Gäste vor Ort hatten, die allesamt der allgemein guten Stimmung und der Vielzahl der Spielrunden zugute kamen. Wir überlegen mittlerweile sogar, ein Congebäude mit mehr Übernachtungsplätzen zu suchen, um dieser schönen Entwicklung entsprechend entgegenzukommen. Dies wirkte sich freilich ebenfalls positiv auf das Conprogramm aus, denn die „Spiele-Schnacks“ sowie die anderen Vorträge – darunter auch eine interaktive Lesung von Jens am Freitagabend, die überaus regen Anklang fand – waren großteils gut besucht. Überhaupt schätzte ich mich mehr als glücklich, dass diesmal endlich fast alle eingeladenen Special Guests tatsächlich zugegen waren und teilweise wirklich tolle Aktivitäten anboten. Nur Mario musste leider kurzfristig absagen. Aber dazu später noch mehr …
Jetzt erst einmal (erneut) zurück zum Start. Zum voraussichtlich letzten Mal begann die Convention in 2023 an einem Donnerstag. Schon früh rückte unser Orgateam an, um das gesammelte Material zum Gebäude zu transportieren, dort auszuladen und damit zu beginnen, die Coneinkäufe zu erledigen sowie die Hausdeko herzurichten. Immerhin vier neue Roll-ups konnte ich diesmal präsentieren, darunter eines mit der brandneuen „Kampf der Giganten“-Werbung (toll illustriert von David). Zusätzlich sorgte Günther mit diversen bunten Leuchten dann später auch noch dafür, dass man sich gerade im großen Saal ein klein wenig vorkam wie in einer 80er Jahre-Disco. Das herrscht!
Natürlich gab es auch in diesem Jahr wieder einige mehr oder weniger „lustige“ Anekdoten, die ich hier gleich zu Beginn nicht unterschlagen möchte. Darunter eine, die uns zunächst himmelhoch jauchzend, aber alsbald schon zu Tode betrübt vorfand. Denn siehe!, die sanitären Anlagen im Erdgeschoss waren tatsächlich kurz vor der Convention fertiggestellt worden, nachdem wir in 2022 noch auf der Suche nach einem freien Porzellanthron oftmals durch das halbe Haus pilgern mussten. Allerdings haben die Toiletten nahe den hauptsächlichen Spielräumen schon nach einem Tag sang- und klanglos (denke ich zumindest) den Geist aufgegeben. Grund dafür war vermutlich schlicht und ergreifend eine unfachmännisch ausgeführte Montage der Abflussrohre. Und so begannen die Pilgerreisen erneut … Wir können nur hoffen, dass dieses Problem bis zur nächsten Convention endgültig gelöst ist. Aber nun genug von den unliebsamen Lokusgeschichten, lieber wieder zurück zum eigentlichen Geschehen auf der Veranstaltung.
Wie bereits im vergangenen Jahr startete der CON DER LANGEN SCHATTEN 2023 bereits am Donnerstag und ab 17.00 Uhr durften die SpielerInnen anreisen. Tatsächlich war der Ort des Geschehens schon am ersten Abend gut gefüllt und über die Hälfte der angemeldeten Gäste bevölkerten die verschiedenen Räume, um diese gleich nach ihrer Ankunft mit Gesprächen sowie Spielrunden zum Leben zu erwecken. Auch diesmal stand dabei eine umfangreiche Ludothek mit einigen neuen Spielen – aber ebenso unverzichtbaren Klassikern – zur Verfügung, an der sich jeder sein bevorzugtes Spiel ausleihen konnte (immer vorausgesetzt, er behandelte es pfleglich und hatte keine Schoko- und/oder Fettfinger). Denn das ist neben anderen Dingen beim CDLS unverzichtbarer Teil der „Spiele-Nettikette“. Diesmal waren viele neue Spiele am Start, damit die Auswahl nicht stagniert. „Godot Games“ hatte uns großzügig ein Exemplar seines schweren Brettspiel-Brockens „Among Cultists“ gestiftet, hinzu kamen solche schönen Neuzugänge wie „Magical Friends And How To Summon Them“, der Klassiker „Warrior Knights“, „Clank!“, „Munchkin Quest“ oder „Keep the Heroes out!“ ebenso wie schnelle, kleine Kartenspiele, so z. B. „Here to Slay“, „Mind Bug“, „Viking Raiders“ und „Unstable Unicorns“. Unser „Bring & Buy“ wurde hingegen diesmal bedauerlicherweise kaum genutzt, aber die paar Spiele, die ich selbst mitgebracht hatte, fanden letzten Endes einen glücklichen Abnehmer ...
Wie bereits erwähnt war ich an diesem ersten Anreisetag ziemlich gut damit ausgelastet, die Welcome Packages zu befüllen und die Tombola vorzubereiten, aber auch die anderen Mitglieder des Orgateams (nämlich Christoph, Jean-Paul und Ralf) hatten durchaus einiges zu erledigen. So stand eine obligatorische Einkaufsfahrt auf dem Programm, um das Material für das – im Conbeitrag enthaltene – allmorgendliche Frühstück zu besorgen, aber ebenfalls die Süßigkeiten für unsere „Nimmerleere Bonbonniere“ und natürlich den „Kampf der Giganten“-Fressteller (samt Zuckerschock-Garantie). Christoph hatte es indessen auf sich genommen, die zahlreichen Roll-ups an markanten Punkten im Congebäude zu platzieren und die Ludothek spielbereit zu präsentieren.
Als dann die ersten TeilnehmerInnen eintrudelten, zauderten diese gar nicht lange, sondern zockten nach dem Bezug ihrer Zimmer direkt los. Zwar stand dieser Abend noch vor allem im Zeichen diverser Brettspiele – darunter das „Dungeons & Dragons Fantasy-Abenteuerspiel“ –, aber das tat der guten „Aufbruchs“stimmung keinen Abbruch. Der Donnerstag wurde ja eigens als „Warmspiel-Tag“ deklariert, damit niemand womöglich unnötig gestresst wird, sondern wirklich in aller Ruhe ankommen kann. Dennoch gab es bereits den ersten entspannten „Spiele-Schnack“ mit dem Thema „Die fröhlichen Spiele der Kindheit: Mit Barbie, He-Man und Godzilla“ unter meiner Leitung. Diese lockere Gesprächsrunde bot dann den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, aus ihrer – mal etwas länger oder kürzer zurückliegenden – Kindheit zu berichten; und vor allem, mit welchen Spielen sie schlussendlich zu dem überzeugten Spiele-Nerd geworden sind, der sich nun auf dem CDLS wiederfand. Für mich ein schöner Start in das Event, bei dem auch einige neues Gesichter sich zum besseren gegenseitigen Kennenlernen super einbrachten … So verging dann der erste Abend oftmals einfach mit launigen Gesprächen zu legendären Taten aus verschiedenen Welten und Leben. Ich für meinen Teil war froh, dass sogar der Käpt'n endlich mal wieder mit einem kleinen Kutter angeschippert kam und mir meinen mächtig-prächtigen Zauberstab mitbrachte – denn „manche Leute nennen mich … Tim!“
Natürlich durften auch in diesem Jahr unsere kultigen Hauspläne – illustriert im ikonischen, unverwechselbaren Stil von David – nicht fehlen, die dafür sorgten, dass alle die Zimmer mit ihren jeweiligen Spielrunden finden konnten. Ich hatte es mir ja nicht verkneifen können, die Räumlichkeiten mit den Namen aus dem guten alten „Spukschloss“-Kinderspiel zu versehen (und einigen zusätzlichen, weil diese nicht ausreichten). Direkt neben dem „Pillar of Games“, wo die jeweiligen Rundenaushänge zu finden waren, hingen diese Pläne und halfen so gerade den Gästen, die noch nie im Thomas Morus-Haus zu Gast gewesen waren, sich zu orientieren. So ging es nach einem üppigen Frühstück am Freitagmorgen dann direkt weiter und hinein in Spiele-Universen ohne Zahl. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich viele der ablaufenden Spiele mal wieder nur im Vorbeigehen mitbekam, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich immerhin eine „Blood Bowl“- sowie eine „Battlestar Galactica“-Runde erspäht. An einem Tisch amüsierten sich direkt nach dem Frühstück einige lautstark mit dem moralisch fragwürdigen „Arschlochkind“-Kartenspiel, während anderswo durch verschiedene Brettspiel-Dungeons gecrawled wurde (aber fragt mich bitte nicht, wie die hießen). Ungebrochen übrigens nach wie vor der Trend von massivem Content und massigen Boxen, bei denen man sich schon beim Hinsehen ruck-zuck nen Leistenbruch zuzieht.
In diesem Jahr nutzten wir erstmals das im Haus vorhandene „Whiteboard“ (das sich aber recht schnell als schnöder Flipchart-Halter herausstellte), um das Tagesprogramm anzukündigen. Das funktionierte auch so gut, dass wir es in diesem Stil wohl auch auf den kommenden Conventions beibehalten werden. Denn so ziemlich alle Programmpunkte waren durchaus gut besucht.
Und so fanden sich dann auf dieser Übersicht für den Freitag zwei „Spiele-Schnacks“, einmal zum spannenden Thema „Safety-Tools im Rollenspiel“ (die ich moderierte) und eine interessante Gesprächsrunde zum „Warhammer RPG“ unter der Leitung von Christoph. Ich denke, beide Schnacks boten recht gute Einblicke in diese Themengebiete, bei denen alle TeilnehmerInnen entsprechende Möglichkeiten hatten, ihre Meinungen sowie Erfahrungen einzubringen. Am Nachmittag diesen Tages traf dann der (bisher zwar noch ungekrönte) Spiele-Kaiser Jens Schumacher ein, über dessen Anwesenheit ich mich ganz besonders freute, hatte er doch im vergangenen Jahr leider noch absagen müssen. Jens zeichnet nicht nur für die Spielbuch-Reihe „Die Welt der 1000 Abenteuer“ verantwortlich, nein, er schreibt außerdem Romane, entwickelt Escape-Spiele, arbeitet maßgeblich an der „Black Stories“-Reihe und und und … Ein echtes, extrem umtriebiges Multitalent in Sachen Spiele eben. Und was für ein toller Special Guest in unserer bescheidenen Hütte! Jens hatte für diesen Abend einen ebenso tollen Programmpunkt mit im Gepäck, nämlich eine interaktive Lesung aus dem Buch „Der tätowierte Tote“. Dazu gleich noch mehr.
Der Freitag stand ebenfalls ganz im Zeichen anreisender TeilnehmerInnen, so dass nicht gerade wenig Trubel herrschte und selbstverständlich die obligatorische Wiedersehensfreude zusätzlich auf dem Programm stand. Nicht wenige Gäste nahmen eine lange Anreise auf sich, um auf dem CON DER LANGEN SCHATTEN endlich mal wieder unter Gleichgesinnten ordentlich (und vor allem ohne ständigen Blick auf die Uhrzeit) zu zocken. Dabei half außerdem enorm, dass wir unter der erfahrenen Betreuung (eines wundersamerweise fast ständig Weinschorle schlürfenden) Ralf erneut eine Bestellhotline zu einer örtlichen Pizzeria einrichteten, die vor allem am Samstag ganz gehörig unter der Bestellmenge stöhnte (es kamen wohl um die 400,- Euro an Bestellwert zusammen). Aber so musste sich zumindest niemand lange in die Küche stellen, um selbst zu kochen, und alle konnten sich an diesen Tagen voll und ganz auf ihr Hobby konzentrieren. Ralf meisterte diesen Service erneut souverän und selbst kleinere Probleme waren schnell gelöst, so dass uns niemand verhungern musste. So muss das!
An diesem Tag erspähte ich dann noch ein „Hero Realms“, spielte selbst bei „Escape the Dark Castle“ mit (dem wir alle glücklicherweise entkommen konnten), es wurde außerdem u. a. „Joking Hazard“, „The Binding of Isaac“, „Roll Player“ sowie natürlich – wie könnte es anders sein - „Magic: The Gathering“ gezockt. Zwischendurch und mittendrin holten wir außerdem zwei weitere Special Guests vom Bahnhof ab, nämlich Tim Struck – ein alter Freund und neben mir eines der drei Gründungsmitglieder des „Augsburger SpieleSpieler“ e.V. –, sowie Carsten Pohl, der uns zwar erst seit relativ kurzer Zeit die Ehre gibt, dabei aber eigentlich schon ein fester Teil unserer zusammengewürfelten Gemeinschaft geworden ist und einige cthuloide Abenteuer verfasst hat, darunter das legendäre „Filmriss“ für „Pegasus Spiele“. IÄ! Der Freitagabend nahte jedoch anschließend schon mit großen Schritten (die Zeit verfliegt, wenn man sich amüsiert), an dem dann die offizielle Begrüßung sowie natürlich das sicher heiß ersehnte „Unleashing of the Welcome Package“ stattfinden sollten.
Und dann war es auch schon soweit: Die ganze SpielerInnenmeute versammelte sich im großen Saal, um nicht nur meiner gewohnt eloquent vorgetragenen Begrüßung zu lauschen, sondern sich vermutlich vor allem ihr zentnerschweres Welcome Package zu sichern. Vorher aber bekamen die fünf TeilnehmerInnen, die sich als erste für die Convention angemeldet haben, ihr Con-Goodie: Nämlich exklusive CDLS-Notizbücher. Als besondere Überraschung bekamen hinterher langjährige Weggefährten aus frühen Vereinstagen des „Augsburger SpieleSpieler“ e. V., die schon seit damals unserer Con treu geblieben waren, den „Move your ASS!“-Bildband ausgehändigt.
Die folgende „Entfesselung“ des Welcome Packages zelebrierte ich anschließend genüsslich (denn wie oft bekommt man schon so viel kostenloses Material um die Ohren gehauen), wobei ich zum einen oder anderen Inhalt noch ein paar erklärende Worte äußerte. Allerdings ließ ich mir nicht allzu viel Zeit damit, sollte doch fast direkt im Anschluss Jens' interaktiver Vortrag „Der tätowierte Tote“ folgen. Dieser sogar mit Unterstützung eines Beamers, den uns Mathias freundlicherweise mal wieder zur Verfügung stellte. Ich selbst war zwar – rechtschaffen ermattet nach Begrüßung und Entfesselung – nicht mit dabei, aber die begeisterten Geschichten der anwesenden Personen (und das waren wohl bis auf mich fast alle) machten mir schnell klar, dass ich da echt was verpasst hatte. Beim nächsten Mal lasse ich mir das jedenfalls nicht mehr entgehen … Nachdem ich dann eine erste Müdigkeitsattacke erfolgreich abgewehrt hatte, konnte es mit den Spielen weitergehen – wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so „rund um die Uhr“ wie früher meist üblich (zwar bin ich runder geworden, aber eben auch älter). Spätabends verabschiedeten Julia und ich dann nach einigen spaßigen Fotos noch Jens, der bereits am kommenden Tag zum nächsten Termin aufbrechen musste. Ich fand es ganz großartig, dass er sich trotz seines aus allen Nähte platzenden Terminkalenders die Zeit für den CDLS genommen hat.
Der einzige Downer an diesem ansonsten tollen Contag war die Erkenntnis, dass wir leider einen Coronafall unter den Gästen hatten, der dann prompt nach Hause gefahren werden musste. Die Person trifft dabei natürlich absolut keine Schuld, denn wie ich selbst miterlebt habe, kam sie absolut symptomfrei und vermeintlich pumperlgsund am Donnerstag an. Nachdem wir anschließend allen TeilnehmerInnen diesen leidigen Umstand mitgeteilt hatten, entschieden sich alle, zu bleiben und der Plage die (hoffentlich nicht fiebrige) Stirn zu bieten. Nachdem das unerwartete Problem (mehr oder weniger zufriedenstellend) geklärt war, marschierte ich los und übergab den Gästen, die zum ersten Man auf dem CDLS anwesend waren, noch ein zusätzliches kleines Willkommensgeschenk. Na, wenn das mal nicht was ist?
Schon war der Samstag und somit der „Haupttag“ der Convention angebrochen, der eigentlich mit einer Vielzahl an Programmpunkten aufwarten sollte. Dem einen oder anderen zu viel, wie sich zu späterer Stunde dann aber herausstellte. Neben diversen bereits laufenden oder neu beginnenden Rollenspielrunden war es erneut an der Zeit, die Kreaturen aus allen Mythen und Legenden der gesamten Welt beim „Kampf der Giganten“-Turnier gegeneinander antreten zu lassen. Kurz vor Beginn dieses monströsen Gemetzels war dann noch Julia Knobloch eingetroffen, die zum ersten Mal auf der Veranstaltung zu Gast war, sich aber sofort direkt den SpielerInnen anschloss und vollkommen nahtlos in unsere Gemeinschaft einfügte. Sie ist ein engagiertes Mitglied der „Deutschen Lovecraft Gesellschaft“ und schreibt selbst Abenteuer für das cthuloide Regelwerk „FHTAGN“. Aber Julia leitete in den kommenden Stunden nicht nur eine angenehm schaurige Spielrunde, nein, sie leitete deren drei – darunter auch ihr eigenes Abenteuer „Von der Geometrie der Welt“. Wahnsinn! Als ich bei einer dieser Runden kurz reinschaute, um Fotos zu machen, konnte ich über die ziemlich psychedelische Stimmung (perfekt unterstützt durch ein wirres Licht- und Farbenspiel) nur staunen; allerdings eilte ich rasch wieder von dannen, noch ehe sich Yog-Sothoth, der Schlüssel und Wächter des Tores, sich vollständig manifestieren konnte … Oh nein. Der Rüssel im Alkoven!
Am Samstag löste ich außerdem endlich mein Versprechen gegenüber Flo ein, eine „Schnutenbach“-Runde zu leiten. Zumindest so mehr oder weniger, denn der Ort der Handlung war eigentlich nicht das kleine, idyllische Dorf an der Schnute (in dem ja so gut wie nie was passiert), sondern die verfallende Stadt „Haderfurt“, wo sich die MitspielerInnen durch Gassen des Grauens manövrieren mussten. Gespielt wurde nach „RABENSCHNABEL“-Regeln mit eigens vorgefertigten Charakteren. Dieses kostenlose Regelwerk – das quasi als Bonus für alle „Schnutenbach“-Fans gedacht ist – gibt es hier als Download: https://schnutenbach.jimdofree.com/downloads/ Ähnlichkeiten mit bestehenden Spielsystemen in grimmen Welten voller Gefahren sind dabei absolut beabsichtigt. Jedenfalls hatten wir alle recht viel Spaß, auch wenn der arme Jean-Paul aufgrund meines Spielleiterdaseins an diesem Nachmittag dafür sorgen musste, dass das „KdG“-Turnier reibungslos ablief. Schließlich standen nach heftigen Duellen die drei Erstplatzierten fest, die sich somit mit ihren Kreaturen auf ewig in den Annalen der größten Giganten aller Zeiten verewigt haben. Den dritten Platz belegte Manuel mit der Lamia, den zweiten Platz Julia mit dem Satyr und den ehrenvollen ersten Platz errang Andi mit dem mächtig-prächtigen Rok. Schon im Anschluss erhielt dieser dann – neben nicht enden wollendem Ruhm und Ehre, versteht sich – den obligatorisch-traditionellen Süßigkeiten-Fressteller.
An diesem Tag leitete Special Guest Karsten Zingsheim, der sich in den letzten Jahren als Autor von selbst verlegten „Urban Fantasy“-Romanen um den Luftelementaristen Leroy Phoenix einen Namen gemacht hat, dann eine Runde seines eigenen, noch in Entwicklung befindlichen Rollenspielsystems „Schattengesellschaft: Das Werk, das Regelt“, das ganz folgerichtig in der Welt seiner Bücher angesiedelt ist. Er selbst meinte dann vor seiner Abreise, das die „alten Hasen“, die daran teilgenommen hatten, ihm wertvolle Tipps gegeben hätten. Außerdem hielt Tim Struck an diesem Nachmittag seinen Vortrag „Prepare to Improvise – Improvisation im Rollenspiel“ mit interessanten Tipps und Tricks für SpielleiterInnen. Aufgrund meiner Reiseleitertätigkeit in Haderfurt musste dann zwar der „Spiele-Schnack“ zum „Bezahlten Spielleiten“ entfallen, aber den holen wir einfach auf dem kommenden „DIES LUDI: Tage der Spiele“ nach. Man trifft sich ja schließlich immer zweimal im Leben (oder im Spielejahr). Apropos: Noch sind einige Plätze frei: https://dies-ludi.jimdofree.com/mitmachen/
An Brett-und Kartenspielen herrschte diesen Tag über ebenfalls keinerlei Mangel, wobei mir leider nur ein dramatischer Shootout in einer von Zombies bevölkerten Westernstadt bei „Zombicide: Undead or Alive“ sowie die „Warhammer“-Runde von Flo im Gedächtnis geblieben sind. Irgendwo gab es außerdem eine Partie „Mind Bug“. Aber am Abend hieß es dann sowieso erst einmal: Vorhang auf für die große CDLS-Tombola! Und die SpielerInnen, sie kamen in wahren Scharen (nachdem sie die vorherigen Tage über für jeweils lächerliche 50 Cent Lose eingeheimst hatten), in froher Erwartung der tollen Preise, die sich verheißungsvoll auf den Tischen stapelten. Julia fungierte erneut als unsere „Lottofee“ und ich denke, so ziemlich alle Beteiligten konnten den einen oder anderen schönen Tombolapreis mit nach Hause nehmen. Bei manchen stapelte sich der Loot dann förmlich und wie üblich wurde noch recht fleißig getauscht. Fast direkt im Anschluss fand dann – mit etwas geringerer Beteiligung – das extraordinäre zweite „NERD-Quiz“ mit 111 Fragen statt, bei dem alle Teilnehmenden mit ihrem nutzlosen Wissen brillieren oder sich bis auf die Knochen blamieren konnten. Immer wieder ein großer Spaß!
Eigentlich wollten wir an diesem Abend ja noch Mias dystopische Kurzfilmreihe „Green Sanctuary“ vorführen, aber aufgrund vieler rund laufender Spielrunden, die bereits wegen der anderen Programmpunkte teilweise recht lange pausiert hatten, ließen wir diese schweren Herzens unter den Tisch fallen. Mit ein klein wenig Glück (und nicht wenig Überzeugungskraft durch meinen maximal gesteigerten Charismawert) ist Mia ja in 2024 wieder mit von der Partie. Bis dahin ist dann auch sicher ihr mit großer Spannung erwarteter Larp-Film „Azukas Reise“ fertiggestellt – der sich leider aufgrund unzuverlässiger Helfershelfer verspätet hat – und es gibt auf dem CDLS umso mehr auf die Augen. Nachdem ich nach einem kurzen Blick auf die hypnotisierenden Lichtspiele bei Julias „FHTAGN“-Runde schier fast dem Irrsinn verfallen wäre, ließ ich den Tag schließlich gemütlich (und aufgrund massiver Müdigkeit erstaunlich früh) ausklingen.
Am Sonntag war leider für viele schon der Abreisetag gekommen. Aber wie bereits erwähnt haben wir die Convention terminlich so umgestellt, dass sie früher beginnt und dann am Sonntag für alle endet. Fünf Tage voller Spielspaß bleiben uns allen aber erhalten (denn auch dies stand für einige Zeit zur Debatte). Darum gab an diesem Tag von vornherein deutlich weniger feste Programmpunkte. Los ging es damit relativ früh, damit alle TeilnehmerInnen noch u. a. die Preisverleihung an die stolzen GewinnerInnen miterleben konnten. Diese fand erneut im großen Saal statt, wo neben gar prächtig glänzenden Medaillen für die drei „Kampf der Giganten“-SiegerInnen ebenso die gravierte Glastrophäe für Tim, den neuen „KING OF THE NERDS“, verliehen wurden. Mögen ihre Namen auf ewig in güldenen Lettern am Horizont erstrahlen!
Und obwohl ja viele an diesem Tag abfahren mussten, blieben sie doch noch lange genug für jede Menge Brett- und Rollenspielrunden, gefolgt von tränenreichen Abschieden. Ich erspähte unter anderem eine „Keep the Heroes out!“-Partie, Julia zog es knallhart durch und führte ihre dritte „FHTAGN“-Rollenspielgruppe in den gnädigen Wahnsinn, irgendwo wurde „Betrayal at Baldur's Gate“ gezockt, Joe leitete seinen „Erkundungstrip durch Caribdus“, das „Witcher“-Brettspiel wurde von Christoph ausgepackt und getestet und David bot eine „Talisman“-Runde an (bemerkenswert dabei vor allem, dass er das fast komplette Spiel krasserweise auf dem Sperrmüll gefunden hatte). Aber bei nicht allen kamen die drölftausend Totenschädel dieser Edition sonderlich gut an. Wie gesagt, ich bekam auf dieser Convention viele Spielrunden gar nicht richtig mit, aber dafür gibt es ja zum Glück die Fotogalerie, bei der in bunten Bildern die teils dramatischen Ereignisse von diversen Fotografen festgehalten worden sind … Sehet und staunet.
Mit dem Montag ging der CON DER LANGEN SCHATTEN 2023 dann für alle noch anwesenden TeilnehmerInnen zum (bitteren?) Ende. Natürlich durfte weiter gespielt werden, während wir als Conorga aber schon „hoch motiviert“ damit begannen, die leidigen Aufräum- und Putzarbeiten zu erledigen, die nun einmal am Ende jeder Veranstaltung anfallen. Im Laufe des Tages leerte sich unsere zeitweilige Heimat in Ettenbeuren dann jedoch zusehends und schlussendlich konnten auch wir zwar erschöpft, aber glücklich über eine erneut gelungene Veranstaltung von dannen ziehen. Aber nach der Con ist bekanntlich vor der Con: Der Termin vom 20. bis 24. November 2024 ist längst gebucht und die Online-Anmeldung ist ab jetzt ebenfalls bereits möglich: https://conderlangenschatten.jimdofree.com/mitmachen/
Wir hoffen darauf, gerade dich im nächsten Jahr wieder begrüßen zu dürfen.
Das absolute Highlight für mich persönlich war in diesem Jahr – sieht man mal von der allgemein guten, geselligen Spiel-Atmosphäre ab – die Tatsache, dass fast alle eingeladenen Special Guests an der Convention teilgenommen und mehr noch, ihre eigenen interessanten, spannenden, grusligen, informativen Programmpunkte und/oder Spielrunden beigesteuert haben. Ganz großes Kino! Leider musste Mario Steinmetz kurzfristig absagen, aber eventuell schafft er es ja (endlich) in 2024. Ich bin mir sicher, er passt perfekt in unsere zwar verschworene, aber dennoch stets für Neues (und neue Gesichter) offene Gemeinschaft von SpielerInnen. Und als gelungenen Abschluss der diesjährigen Veranstaltung schuf David am Montag mal eben erneut eine ikonische Illustration, die zwei unserer Special Guests und das Conmotto perfekt wiederspiegelt. Was will man als Veranstalter denn noch mehr?
Abschließend möchte ich hier noch ankündigen, dass ich mich baldmöglichst daran machen werde, den CDLS-Bildband zu aktualisieren und sinnvoll zu ergänzen. Nicht nur, dass dann die Geschehnisse des aktuellen Events darin zu finden sein werden, ich füge den Conbericht von „Butter bei die Fisch!“ hinzu (dem „Ersatzevent“ für den CDLS 2008) sowie den des Silvestercons 2008/2009, ebenfalls organisiert von der „Spieleschmiede“. Spätestens bis zur Con in 2024 wird er dann erneut als unkaputtbares Hardcover vorliegen. Ihr dürft also gespannt sein auf dieses neue, dickere, noch schattigere Fotobuch ...
Wir sehen uns im nächsten Jahr, wenn es heißt: „CDLS 2024: Das Moddermonster tanzt!“