Lange Spielenächte beim „CDLS“

Con der langen Schatten 2005

Der „Con der langen Schatten“ im Jahr 2005 stand zumindest anfangs wohl unter keinem sehr guten Stern: Kurz vor der alljährlichen Spiele-Convention sprangen mir auf einmal wichtige Gäste ab, davon alleine fünf (!) Spielleiter, die durchaus für einige sehr schöne Programmpunkte vorgesehen gewesen waren.

Das war natürlich schon ärgerlich, aber ich ließ mich nicht allzu lange verdrießen, sondern plante unverdrossen mit meinem getreuen Mitveranstalter weiter, um die Veranstaltung wie immer zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Hinzu kam dabei erneut der leidige Umstand, dass der Termin über Pfingsten wieder mal nicht bis Pfingstmontag gebucht werden konnte, da ab Montag bereits eine neue Gruppe in das Gebäude in Schopflohe wollte. Dies bedeutete aber wiederum, dass ich – wohl oder übel – bereits am Mittwoch mit der Convention beginnen musste, wollte ich knallhart volle fünf Tage Spiele-Power durchziehen ...

Auch dies war eine Tatsache, die anscheinend bei vielen Conbesuchern nicht ganz so gut ankam, da es wohl nicht einzusehen ist, einmal im Jahr für eine liebgewonnene Veranstaltung zwei Tage Urlaub zu nehmen (oh Mann, wenn ich mir dann so überlege, wieviel Urlaub ich schon alleine dafür verplane, anderen Leuten einfach nur bei Veranstaltungen unter die Arme zu greifen).

Aber egal, Holger machte sozusagen die „Vorhut“ und nahm das Haus ab, da ich leider wieder mal bis zur letzten Minute arbeiten musste. Als ich dann am Mittwochabend mit Tine und Christoph nachkam, fand ich trotz des ungünstigen Termins ein schon gut gefülltes Haus vor.

Auch den Einkauf hatte Holger bereits gewohnt souverän erledigt und so konnten bereits am ersten Abend die ersten lockeren Spielrunden ihren Anfang nehmen, denn schließlich waren viele „Stammgäste“ nicht extra so weit gefahren, um dann in Schopflohe nur Däumchen zu drehen.

 

Während einige sich wieder mit dem mittlerweile zum Kultspiel avancierten „Blue Moon“ amüsierten und fleißig Drachen sammelten, andere wiederum ihre „Magic: The Gathering“ Fun-Decks auspackten und loszockten, ließ auch ich diesmal nichts anbrennen und wir entschieden uns dafür, gleich mit einer guten Partie „Der eiserne Thron“ den Con zu starten.

Und weil dieses Spiel gar so geil ist, haben wir natürlich auch gleich wieder mehrere Partien bis in die Nacht hinein gezockt (obwohl die verräteri-sche Iris und der alte Judas Ingo mir feige in den Rücken gefallen sind). Bei einigen amüsanten Anekdoten und den üblichen nächtlichen Gesprächen endete so auch der erste Tag des Cons.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen ging es aber gleich spielerisch weiter: Während einige das Spiel „Thud“ aus der Spiele-Bibliothek des „Augsburger Spiele-Spieler“ hervorzogen und sich dabei ihre Hirne zermarterten, ging es bei uns eher beschaulich zu: Was gibt es nach einem guten Frühstück auch Schöneres, als eine gute Partie „Star Wars Trivial Pursuit“ (meine Güte, wie tief kann ein Mensch nur sinken)?

Bei den teilweise doch eher bizarr übersetzten Fragen und Antworten dieser Spezialausgabe kam es mehrfach zu erstaunten (und langen) Gesichtern und dementsprechend viel Spaß hatten wir dann auch ... Schadenfreude ist eben immer noch die schönste Freude.

 

Derweil ging es an einem anderen Tisch im Speisesaal auch schon los mit dem eigentlichen Star des diesjährigen „CDLS“: Das Spiel heißt „Betrayal at House on the Hill“ und ist wohl ein echter Reißer.  Soweit ich mich erinnern kann, wurde es eigentlich fast ständig irgendwo gespielt und wenn eine Partie dann doch mal zu Ende war, ging gleich woanders einfach eine neue Runde los; vereinfacht wurde die Sache dadurch, dass meines Wissens immerhin drei Exemplare dieses Brettspiels vor Ort vorhanden waren. Es geht dabei darum, ein (mehr oder weniger) verlassenes und unheimliches Haus zu durchsuchen, wobei die verschiedensten Spielcharaktere zur Auswahl stehen: Vom unschuldigen kleinen Mädchen (komplett mit Teddybär) über den obligatorischen Professor (komplett mit glänzender Glatze) bis hin zur sexy Abenteurerbraut (komplett mit bauchfreiem T-Shirt) ist alles möglich und anfangs halten auch noch alle zusammen.

Anfangs ... doch irgendwann wird jemand aus der Gruppe tapferer Helden zum Besessenen und wird dann alles daran setzen, die anderen mit Hilfe von diversen Monstern vom Leben zum Tode zu befördern!

Leider kam ich selbst dann doch nicht dazu, dieses Spiel mitzumachen (vermutlich war ich da so ziemlich die einzige Person auf dem ganzen Con), aber es kam überaus gut an und daher werde ich es beim nächsten „Con der langen Schatten“ sicherheitshalber selbst mit im Gepäck dabei haben.

 

Übrigens war uns auch das Wetter die meiste Zeit über wohlgesonnen und somit nutzten viele Conbesucher auch wieder die Möglichkeit, sich in Ruhe nach draußen vor das Haus in den Rasen zu setzen und dort die eine oder andere Partie zu spielen oder einfach nur mal ein Pfeifchen zu schmauchen.

Nach wie vor schön finde ich auf dieser Convention, dass sie zwar mittlerweile eine eigene kleine „Fangemeinde“ gefunden hat und ich diese Leute immer wieder gerne treffe, aber doch stets ebenfalls neue Gesichter auftauchen, um alles wieder ein wenig aufzulockern und frisches Blut ins Spiel zu bringen. Jedenfalls beendete ich meine Spielpause relativ bald wieder und zockte bei einer großen Runde „Munchkin“ mit – denn dieses Kartenspiel darf mittlerweile wirklich auf keinem ernstgemeinten Con mehr fehlen.

Während dann diverse Rollenspielrunden ihren Anfang nahmen, zog sich meine „Warhammer“-Rollenspielrunde in den großen Aufenthaltsraum zurück, um dort an der „Kislev“-Kampagne weiterzuspielen. Dies hielt mich dann auch schlussendlich den ganzen Tag über ziemlich auf Trab und auch am nächsten Tag wurde noch fleißig weiter gemacht, denn schließlich galt es, sich durch die eisigen Weiten von Kislev zu schlagen, während eine Chaos-Invasion rasch immer näher rückte. 

Selbst die Übersetzungsversuche von Alex, die irgendwann doch ziemlich nervten, (wir hatten auf dem Con diesmal eine amerikanische Besucherin da), konnte der Laune zunächst keinen Abbruch tun, bis ich mich dann schließlich doch dazu entschied, das Spiel für diese Veranstaltung zu beenden, ehe ich ihm womöglich doch noch an die Gurgel gegangen wäre.

 

Im gemütlichen Kaminzimmer hatte es sich nun Stephen mit einer großen Spielrunde gemütlich gemacht und am späten Abend trafen dann auch endlich Andrea und Eli ein, auf die ich mich auch schon sehr gefreut hatte (ein Con ohne Eli ist für mich eben nur ein halber Con und macht entsprechend auch nur halb so viel Spaß).

Kurzentschlossen packten wir also ein „Dalmuti“-Kartenspiel aus und versuchten uns gegenseitig davon zu überzeugen, wer denn nun wirklich der einzig wahre Herrscher bzw. „große Dalmuti“ sei.

Am nächsten Tag fand ich dann gleich nach dem Frühstück eine „Magic: The Gathering“-Funrunde im großen Aufenthaltsraum vor und Alex (der „Bulle von Augsburg“) durfte dabei natürlich nicht fehlen (und bei seinen Kartendecks hatte er vermutlich den meisten Spaß dabei).

Auch das „Der Herr der Ringe“-Risiko samt Ausbauset wurde im Speisesaal mal wieder gezockt, während einige Sonnenanbeter sich draußen auf dem Rasen niedergelassen hatten, um dort Karten zu spielen.

Später kam es dann mal wieder zum „großen Fressen“, denn grillen war angesagt: Und wir wissen ja alle, wenn Ente mit von der Partie ist, dann wird aufgetafelt, bis sich die Tische biegen.

Später dann ging es weiter mit einem Versuch, die neue Ausgabe des „Warhammer“-Rollenspiels zu spielen und ich muss schon sagen, rein regeltechnisch ein großer Schritt nach vorne – dennoch trugen mir meine Diskussionen zum Für und Wider der neuen Edition den wenig schmeichelhaften Titel „Warhammer-Nazi“ ein.

Jedenfalls schlug sich Ferdinand Schreiber, mein Knappe, dann doch recht wacker und Ingo meisterte den Abend über mit recht großem Enthusiasmus – ich hoffe, das kommt nun wieder häufiger vor. Gut, dazu muss man jetzt natürlich wissen, dass ich mit meine genialsten Rollenspiel-Stunden bei einer fantastischen „Tunnels & Trolls“-Kampagne in meiner alten Wahlheimat Erlensee unter seiner Leitung verbracht habe und diesen schönen Zeiten immer noch nachtrauere ... schnief, schnüff.

Doch auch die sportliche Betätigung kam auf dem diesjährigen „Con der langen Schatten“ natürlich wieder nicht zu kurz: Denn „Ultimate Frisbee“ war angesagt!

Auf dem Sportplatz direkt neben dem Haus sammelten sich zwei Gruppen, um zu beweisen, wer die wahren Meister der runden Scheibe sind. Und so keuchten wir dann doch geraume Zeit über das Grün, einige Male wurde ausgewechselt, bis wir schließlich unter praller Sonne alle mit heraushängenden Zungen und abartigem Durst das Spielfeld räumen mussten.

 

Am Nachmittag dann begann wieder mal einer der absoluten Höhepunkte eines jeden „CDLS“: Nämlich der „Kampf der Giganten“.

Die von Iris und Tine ausgelosten Kreaturen (und damit meine ich die Kreaturen, die von den Spielern gezogen wurden) traten im KO-System gegeneinander an, bis nur noch ein Fabelwesen stand und der Sieger erhielt wie üblich (neben Ruhm und Ehre) den überquellenden Süßigkeiten-Fressteller.

Ich bin auch schon auf der Suche nach neuen Geschöpfen, die man noch mit in dieses beliebte Turnierspiel aufnehmen könnte, denn je mehr Kreaturen, desto besser ...

Immer wieder gut an dieser Art von Spieleaktivität – man kann es ja gar nicht oft genug erwähnen – ist der Umstand, dass sich hier die zufällig ausgelosten Gegner endlich mal an einen Tisch setzen müssen, die womöglich ansonsten auf so einer Convention die ganze Zeit über kein Wort wechseln und sich daher vermutlich nie kennenlernen würden.

Es müsste noch viel mehr Spiele dieser Art geben, um die oftmals starren Spielgruppen noch weiter aufzubrechen, aber wer weiß – vielleicht entsteht ja wieder mal ein solcher Klassiker auf dem Amboss der „Augsburger SpieleSchmiede“?

 

Natürlich durfte auch auf diesem Con Ente mit seinem Haussystem „Star Wars“ nicht fehlen und so begann seine obligatorische Spielrunde auch gleich nach dem „Kampf der Giganten“ und lief – das ist mittlerweile wohl eine Tradition geworden – bis zum bitteren Ende der Veranstaltung.

Auch „Monstern!“ stand wieder auf dem Programm, aber da Lutz leider kurzfristig doch nicht auf den CDLS gekommen war, musste das geplante Turnier unter den Tisch fallen – aber ich habe vor, im nächsten Jahr mit meinen Mitveranstaltern Holger und Thomas wieder jeden Tag mindestens ein Turnier anzubieten. Und dann soll auch endlich wieder der absolute Kult Namens „Running Man“ ablaufen.

Und wie wäre es denn eigentlich mal wieder mit einem kleinen und schön schaurigen Spielchen „Das Ding aus einer anderen Welt“?

Während an diesem Abend noch mehrere Rollenspielrunden begonnen bzw. weitergespielt wurden, ging Christoph daran, ein gediegenes „Warhammer Quest“ vorzubereiten und mit einer kühlen Flasche Bier ging dann unsere tapfere Gruppe von wagemutigen Abenteurern daran, die Tiefen des Dungeons zu erforschen.

Übrigens: Falls ihr dieses Kultspiel mal mitmachen solltet – der Priester taugt nix!

Ich aber mit meinem imperialen Adligen konnte ganz gut punkten und so wurden wir bis spät in die Nacht gut und spannend unterhalten und spielten dann erst am nächsten Morgen zu Ende.

 

Dann war leider auch schon wieder der letzte Tag des diesjährigen CDLS angebrochen und während Peter, Holger und Ingo nebenan noch ein schönes Tabletop hervorkramten und ihr ganzes taktisches Können unter Beweis stellten, gingen die ersten Conbesucher bereits daran, einzupacken und abzufahren.

Es blieb aber trotzdem noch genügend Zeit für einige Gespräche und ein schnelles „Cosmic Encounter“, danach war wieder mal die leidige Putzarbeit angesagt und das Ende der Veranstaltung nahte mit riesigen Schritten.

Mein persönliches Fazit zur Convention in diesem Jahr war eher zwiespältiger Natur: Während es mich sehr gefreut hat, dass die Veranstaltung wieder kleiner und überschaubarer war sowie viel mehr Zeit für private Gespräche blieb, hatte ich doch wegen der vielen kurzfristigen Absagen nach wie vor leider teilweise ziemlich miese Laune.

Dies ging sogar so weit, dass ich mir ernsthaft überlegt habe, im Jahr 2006 gar keinen „Con der langen Schatten“ mehr zu organisieren, denn gedankt wird es einem ja ohnehin nicht so wirklich: Wenigstens auf meinen Mitveranstalter Holger war voll und ganz Verlass und auch der umtriebige Thomas war immer sehr früh auf den Beinen, so dass er auch auf der – nun tatsächlich doch stattfindenden – Veranstaltung im nächsten Jahr als Helferlein mit dabei sein wird.

Außerdem werde ich versuchen, wieder mehr der früher gut angenommenen Programmpunkte anzubieten und wenn dann solche, für einen Con wichtigen Leute, wie zum Beispiel Markus von „Flying Games“ seine Proberunden anbietet und auch Lutz mit seinem „Monstern!“ mit von der Partie ist, wird der Con auch wieder deutlich abwechslungsreicher ablaufen als in diesem Jahr – und ich hoffe ja nach wie vor auch auf exklusive „Degenesis“-Spielrunden unter der Leitung des alten Haudegen Tim.

Auch fehlte mir persönlich meine lieb gewonnene „Legend of the Five Rings“-Runde ganz extrem, da diesmal nicht einer (von normalerweise drei) Spielleitern dieses Systems sich blicken ließ...

 

Alles in allem war es aber doch ein schöner, beschaulicher „Con der langen Schatten“, aber mir hätte ein bisschen mehr Action sicherlich nicht geschadet. Sehen wir mal, was das nächste Jahr so mit sich bringt. Fest eingeplant sind diesmal jedenfalls wieder einige der „alten“ traditionellen Spielchen wie z. B. „Running Man“, die früher immer für gute Laune sowie hohen Adrenalinausstoß gesorgt haben.

Und ich bleibe natürlich wie immer am Ball, um stets für frisches Blut auf dem „Con der langen Schatten“ zu sorgen.